Hexagon – Der Pakt der Sechs ist ein Dark-Fantasy-Roman, der vor einem irdischen historischen Hintergrund angesiedelt ist, nämlich dem Frankreich des 17. Jahrhunderts, genauer gesagt dem Jahr 1642. In Hexagon spielen die Machtverhältnisse dieser Zeit, Politik, Glauben und auch historische Personen eine nicht unerhebliche Rolle. Aus diesem Grund biete ich im Folgenden einen kleinen historischen Überblick, in welchem historischen Kontext der Roman angesiedelt ist.
Zunächst ganz kurz: Was ist eigentlich dieses Hexagon? Als Hexagon bezeichnet man die geographische Entität Frankreichs, die heute in etwa einem Sechseck entspricht. Dies war im 17. Jahrhundert noch nicht der Fall, und die Herausbildung der „natürlichen geographischen Grenzen“ Frankreichs (Nordsee, Atlantik, Pyrenäen, Alpen, Rhein) stellte ein Kernziel der französischen Politik vom 17. bis 19. Jahrhundert dar. Gleichzeitig liefert der Titel einen weiteren Bezug zum Romaninhalt – der Zusatz Der Pakt der Sechs sollte einen deutlichen Hinweis darauf geben ...
Glaubenskämpfe und Absolutismus
Das 17. Jahrhundert war in Europa ebenso wie das vorangegangene Jahrhundert eine Zeit der Glaubenskämpfe. Der Dreißigjährige Krieg wütete bereits seit 24 Jahren auf dem Boden der deutschen Länder, und die Großmächte Europas stritten sich dort um Macht, Einfluss und den rechten Glauben. Auch Frankreich war seit 1638 militärisch auf dem Gebiet des Kaiserreichs involviert und bereits seit längerem mit Schweden verbündet – ein Akt, der aus reinen machtpolitischen Erwägungen des Ersten Königlichen Ministers Kardinal Richelieu erfolgt war. Sich mit den Protestanten – Ketzern in den Augen aufrechter Katholiken – zu verbünden, um die Glaubensgenossen der Habsburger zu bekämpfen, stellte für viele ein Sakrileg dar, wenngleich man mit Habsburg auf das Erbittertste verfeindet war.
Die Habsburger stellten den Grund dar, warum Richelieu die Staatsraison über alles stellte und sich mit den Protestanten verbündete, die er zuvor in Frankreich bekämpft hatte. Die Umklammerung durch die Habsburger in Deutschland und Spanien zu lösen, sah er als eine der Kernaufgaben an, die er sich in seinem politischen Wirken gestellt hatte.
Eine weitere war in Frankreich bereits gelöst worden: Nachdem auch dort jahrzehntelange Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten, die dort Hugenotten genannt wurden, das Königreich zerrüttet hatten, endete dieser Glaubenskampf durch den Fall der Hugenottenhochburg La Rochelle im Jahr 1628. Die Hugenotten hatten zwar seit dem Edikt von Nantes Glaubensfreiheit genossen, doch Richelieu betrachtete sie als politischen Machtfaktor mit erheblichen Ressourcen und aufgrund der Unterstützung durch England als Gefahr für den Absolutismus unter Louis XIII.
Um diesen zu stärken, hatte er die königliche Zentralverwaltung bereits seit seinem Amtsantritt ausgebaut, den Adel vieler Rechte beraubt und mit einem Heer von Gouverneuren und Intendanten einen Amtsadel geschaffen, der nicht nur die alteingesessenen Aristokraten gegen sich aufbrachte, sondern auch das einfache Volk.
Verschwörungen gegen einen verhassten Minister
Richelieu war zwar politisch überaus erfolgreich und bereitete den Weg Frankreichs zu einer dominierenden europäischen Großmacht der folgenden Jahrhunderte, war aber innerhalb des Königreichs verhasst wie kein Zweiter – nicht zuletzt darauf dürfte sich die allgemeine und vor allem durch die antagonistische Darstellung in den Dumas-Verfilmungen verursachte Meinung herausgebildet haben, dass der Kardinal ein „böser“ Mensch gewesen sei.
Demzufolge hatte Richelieu sich in seiner Amtszeit diversen Aufständen und Adelsverschwörungen zu erwehren, die zum Ziel hatten, den mächtigen Ersten Minister an der Seite des wankelmütigen Louis zu Fall zu bringen. Der letzten großen Verschwörung vor seinem Tod im Dezember 1642 hatte der Kardinal unwissentlich selbst den Weg bereitet, indem er den jungen Marquis de Cinqmars zu des Königs Günstling machte, in der Absicht, ihn von der großen Politik fernzuhalten, um in Ruhe schalten und walten zu können. Dass der Marquis allerdings ganz eigene Pläne hegte, stellte sich im Sommer des Jahres 1642 heraus.
Neben vielen der weiter oben genannten Punkte nimmt Hexagon – Der Pakt der Sechs in seiner Kernhandlung diese Verschwörung auf und spinnt seine eigene Geschichte um die Hintergründe der Intrige. Wenig überraschend begegnet man dem Marquis also im Roman, daneben auch Richelieu und König Louis XIII., dessen Bruder Gaston sowie weiteren historisch verbürgten Personen aus Adel und Kirche.
Doch Hexagon – Der Pakt der Sechs ist ja kein historischer, sondern ein Fantasy-Roman, und so stellen machtgierige Aristokraten und enttäuschte Musketiere nur die kleineren Probleme dar, denen sich die Protagonisten stellen müssen. Welche übernatürlichen Kräfte in das Gefüge der Welt eingreifen, lest ihr weiter unten im Bericht zum Setting und den phantastischen Elementen des Romans.