Nachdem ich vor einiger Zeit in einem Werkstattbericht ein wenig von der Entstehungsgeschichte von Hexagon – Der Pakt der Sechs
berichtet habe, möchte ich jetzt ein paar Worte zum Setting verlieren, das dem Roman zugrundeliegt. Hexagon
ist ein Fantasy-Roman, der vor einem historischen Hintergrund spielt,
sich also irdischer Anknüpfungspunkte bedient, die vielen Leser*innen
vertraut sein dürften. Diesem Bezugsrahmen habe ich phantastische
Elemente hinzufügt, auf die ich im folgenden näher eingehen möchte.
Wie
aus dem Klappentext hervorgeht, spielt die Geschichte im 17.
Jahrhundert in Frankreich. Kardinal Richelieu und Louis XIII. haben ihre
Macht nach dem Kampf gegen Hugenotten und Uradel konsolidiert,
gleichzeitig sieht sich Frankreich vielen äußeren Bedrohungen gegenüber –
vor allem der Umklammerung der Habsburger Reiche in Spanien und den vom
Dreißigjährigen Krieg gebeutelten Landen des Heiligen Römischen Reichs
Deutscher Nation. Mehr zur historischen Einordnung des Romans liefere
ich demnächst ebenfalls hier im Blog.
Wie unterscheidet sich nun
mein Romanhintergrund von der realen Historie? Dafür hat die
Katholische Kirche eine einfache Erklärung entwickelt: Seit der
Auferstehung Christus' sei die Magie in die Welt getreten, die
vermeintliche Kraft bzw. Essenz Gottes, mittels derer die Menschen Gutes
wirken und das Böse bekämpfen können. Durch die Apostel wurde die
magische göttliche Kraft in der Vergangenheit ins Diesseits getragen und
schließlich durch die Heiligkeit der Kirche und ihrer Amtsträger
bewahrt – so zumindest die katholische Doktrin. Aus diesem Grund wird
die Anwendung von Magie streng reglementiert und ausschließlich durch
eine kirchliche Weihe legitimiert.
Im Gegensatz zur realen Historie
existiert in Frankreich neben Richelieu noch ein Bischofsrat, da sich
die Bischöfe und Erzbischöfe eine größere Eigenständigkeit gegenüber dem
Kardinal bewahrt haben und über Inquisitoren und vom Vatikan entsandte
Apostolische Arkanisten in ihren Diözesen gebieten.
Nach Ansicht
der Kirche sind ungeweihte Magieanwender stets als Teufelsanbeter zu
betrachten und dementsprechend zu verfolgen. Doch die Einteilung in
„gute“ und „böse“ Magie ist nicht so einfach, wie man sich das in
Kirchenkreisen vorstellt. Ebenso existieren freie Arkanisten, die ihre
Kräfte weder durch eine göttliche Weihe noch durch einen Höllenpakt
erhalten, sondern mit einer natürlichen Begabung gesegnet sind. Woher
diese ihre Kraft erhalten, ist unbekannt, und es existieren verschiedene
Theorien darüber, die seitens der Kirche allerdings verboten sind.
„So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element.“ (Goethe, Faust)
Die
christliche Dämonologie, in der auch freie Arkanisten pauschal als
"Hexen" oder "Teufelspaktierer" gebrandmarkt werden, enthält allerdings
mehr Wahrheit als manche glauben wollen: Arkane Kräfte lassen sich in Hexagon
sehr wohl durch einen Höllenpakt erlangen.
Einen
anderen Teil der Magie nämlich brachte einst der gefallene Engel und
Höllenfürst Luzifer bei seinem Angriff auf die Festungen des Himmels in
die Welt: Als sein Drachenleib zurück in die Hölle geschleudert wurde,
entlud er einen Teil seiner Kraft auf das Erdenrund und schuf ein Band
zur Unterwelt, das trotz seiner Verbannung bestehen blieb.
Sechs
Dämonenfürsten, Diener Luzifers und zum Teil ebenfalls gefallene Engel,
herrschen über die so genannten „Dunklen Domänen“ der Hölle und machen
ihre Kräfte seitdem Menschen verfügbar, die schwach im Willen oder
hungrig nach Macht sind. Mittels finsterer Pakte und Rituale lassen sich
magische Künste erlernen und Dämonen herbeirufen. Viele Aspekte dieses
Wirkens treten im Frankreich des 17. Jahrhunderts verstärkt in
Erscheinung: Daimonoide Kreaturen, Untote und Geister verheeren die
Lande und verführen die Rechtschaffenen. Vergessene Kulte leben auf,
allerorten erliegen Menschen der Verführung der Dunklen Domänen oder
fallen ihnen zum Opfer.
Um sich gegen die Diener der Finsternis
zu wappnen, hatte bereits König Henri IV. („Der gute König Heinrich“) im
Jahr 1602 eine spezielle Einheit ins Leben gerufen, die mittlerweile
Kardinal Richelieu untersteht und über arkane Kräfte verfügt: Das
Escadron Noir, das „Schwarze Banner“, aus dem sich die Protagonisten des
Romans rekrutieren. Die stärkste Waffe des Kardinals gegen
blasphemische Umtriebe im Reich umfasst handverlesene Musketiere und
Arkanisten. Die Bezeichnung „Das Banner“ ist längst in die
Umgangssprache eingegangen und wird allerorten mit Furcht oder zumindest
Respekt ausgesprochen.