Henning Mützlitz

Musketiere und Dämonen

Henning Mützlitz • 23. Januar 2019

Das Setting von "Hexagon - Der Pakt der Sechs"

Nachdem ich vor einiger Zeit in einem Werkstattbericht ein wenig von der Entstehungsgeschichte von Hexagon – Der Pakt der Sechs berichtet habe, möchte ich jetzt ein paar Worte zum Setting verlieren, das dem Roman zugrundeliegt. Hexagon ist ein Fantasy-Roman, der vor einem historischen Hintergrund spielt, sich also irdischer Anknüpfungspunkte bedient, die vielen Leser*innen vertraut sein dürften. Diesem Bezugsrahmen habe ich phantastische Elemente hinzufügt, auf die ich im folgenden näher eingehen möchte.

Wie aus dem Klappentext hervorgeht, spielt die Geschichte im 17. Jahrhundert in Frankreich. Kardinal Richelieu und Louis XIII. haben ihre Macht nach dem Kampf gegen Hugenotten und Uradel konsolidiert, gleichzeitig sieht sich Frankreich vielen äußeren Bedrohungen gegenüber – vor allem der Umklammerung der Habsburger Reiche in Spanien und den vom Dreißigjährigen Krieg gebeutelten Landen des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Mehr zur historischen Einordnung des Romans liefere ich demnächst ebenfalls hier im Blog.

Wie unterscheidet sich nun mein Romanhintergrund von der realen Historie? Dafür hat die Katholische Kirche eine einfache Erklärung entwickelt: Seit der Auferstehung Christus' sei die Magie in die Welt getreten, die vermeintliche Kraft bzw. Essenz Gottes, mittels derer die Menschen Gutes wirken und das Böse bekämpfen können. Durch die Apostel wurde die magische göttliche Kraft in der Vergangenheit ins Diesseits getragen und schließlich durch die Heiligkeit der Kirche und ihrer Amtsträger bewahrt – so zumindest die katholische Doktrin. Aus diesem Grund wird die Anwendung von Magie streng reglementiert und ausschließlich durch eine kirchliche Weihe legitimiert.
Im Gegensatz zur realen Historie existiert in Frankreich neben Richelieu noch ein Bischofsrat, da sich die Bischöfe und Erzbischöfe eine größere Eigenständigkeit gegenüber dem Kardinal bewahrt haben und über Inquisitoren und vom Vatikan entsandte Apostolische Arkanisten in ihren Diözesen gebieten.

Nach Ansicht der Kirche sind ungeweihte Magieanwender stets als Teufelsanbeter zu betrachten und dementsprechend zu verfolgen. Doch die Einteilung in „gute“ und „böse“ Magie ist nicht so einfach, wie man sich das in Kirchenkreisen vorstellt. Ebenso existieren freie Arkanisten, die ihre Kräfte weder durch eine göttliche Weihe noch durch einen Höllenpakt erhalten, sondern mit einer natürlichen Begabung gesegnet sind. Woher diese ihre Kraft erhalten, ist unbekannt, und es existieren verschiedene Theorien darüber, die seitens der Kirche allerdings verboten sind.

„So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element.“ (Goethe, Faust)

Die christliche Dämonologie, in der auch freie Arkanisten pauschal als "Hexen" oder "Teufelspaktierer" gebrandmarkt werden, enthält allerdings mehr Wahrheit als manche glauben wollen: Arkane Kräfte lassen sich in Hexagon sehr wohl durch einen Höllenpakt erlangen.
Einen anderen Teil der Magie nämlich brachte einst der gefallene Engel und Höllenfürst Luzifer bei seinem Angriff auf die Festungen des Himmels in die Welt: Als sein Drachenleib zurück in die Hölle geschleudert wurde, entlud er einen Teil seiner Kraft auf das Erdenrund und schuf ein Band zur Unterwelt, das trotz seiner Verbannung bestehen blieb.
Sechs Dämonenfürsten, Diener Luzifers und zum Teil ebenfalls gefallene Engel, herrschen über die so genannten „Dunklen Domänen“ der Hölle und machen ihre Kräfte seitdem Menschen verfügbar, die schwach im Willen oder hungrig nach Macht sind. Mittels finsterer Pakte und Rituale lassen sich magische Künste erlernen und Dämonen herbeirufen. Viele Aspekte dieses Wirkens treten im Frankreich des 17. Jahrhunderts verstärkt in Erscheinung: Daimonoide Kreaturen, Untote und Geister verheeren die Lande und verführen die Rechtschaffenen. Vergessene Kulte leben auf, allerorten erliegen Menschen der Verführung der Dunklen Domänen oder fallen ihnen zum Opfer.

Um sich gegen die Diener der Finsternis zu wappnen, hatte bereits König Henri IV. („Der gute König Heinrich“) im Jahr 1602 eine spezielle Einheit ins Leben gerufen, die mittlerweile Kardinal Richelieu untersteht und über arkane Kräfte verfügt: Das Escadron Noir, das „Schwarze Banner“, aus dem sich die Protagonisten des Romans rekrutieren. Die stärkste Waffe des Kardinals gegen blasphemische Umtriebe im Reich umfasst handverlesene Musketiere und Arkanisten. Die Bezeichnung „Das Banner“ ist längst in die Umgangssprache eingegangen und wird allerorten mit Furcht oder zumindest Respekt ausgesprochen.

Als Untereinheit der Kardinalsgarde untersteht das Banner dem Befehl von Capitaine Charles-César de Rochefort, einem der fähigsten Fechter und Magiewirker Frankreichs, der aufgrund seiner Gnadenlosigkeit gegenüber Feinden und unbedingten Loyalität gegenüber dem Kardinal in Adels- und Musketierkreisen nicht gerade beliebt ist. Seine Kompetenz und die Fähigkeit des Schwarzen Banners, den König gegen arkane und dämonische Angriffe zu schützen, werden jedoch auch vom ersten Regiment der Königlichen Musketiere unter Capitaine-Lieutenant Jean-Armand du Peyrer, Comte de Tréville, nicht in Frage gestellt.

Doch das Escadron Noir ist deutlich zu klein, um allerorten präsent zu sein, wo sich blasphemische Umtriebe ausbreiten. Seitdem Würdenträger ermordet werden, Vasallen gegen ihre Herren aufbegehren und Plagen die Bevölkerung heimsuchen, ist niemand mehr vor der Macht der Dunklen Domänen sicher – und im Verborgenen schmieden die höchsten Diener der sechs Dämonenfürsten eine nie dagewesene Allianz. In Hexagon - Der Pakt der Sechs droht nun eine tödliche Gefahr, die Frankreich in die Finsternis zu stürzen droht.

von Henning Mützlitz 22 Okt., 2024
Der von Christian Kopp und mir verfasste Roman Wächter der letzten Pforte feiert in diesen Tagen sein zehnjähriges Jubiläum. Der High-Fantasy-Roman ist in gedruckter Form nur noch antiquarisch erhältlich, die überarbeitete Fassung als Ebook gibt es aber noch überall. Zur Feier des Zehnjährigen könnt ihr die digitale Ausgabe aktuell besonders günstig bekommen - überall, wo es Ebooks gibt! Mehr zum Roman und der Hintergrundwelt erfahrt ihr hier .
von Henning Mützlitz 21 Okt., 2024
Immerhin einen Tag habe ich es auf die Buchmesse nach Frankfurt geschaft, um Pressegespräche zu führen, Menschen aus Verlagen sowie Bekannte und Freunde zu treffen. Wie immer habe ich zu wenig Bilder gemacht, vor allem nicht von den vielen Leuten, die ich getroffen habe. Neben den vielen schönen Gesprächen und Begegnungen bleibt ein etwas ernüchternder Blick auf die Erosion des klassischen Phantastikmarktes, der sich langsam aber sicher zurück in die Nische verabschiedet, aus der er mal gekrochen kam. In Publikumsverlagen lässt sich allenfalls noch mit den seit Jahrzehnten präsenten großen Namen Geld verdienen - von den vielen deutschsprachigen Autor:innen sind die meisten verschwunden, deren Namen vor fünf bis zehn Jahren regelmäßig in den Programmen präsent waren und ide als etabliert galten. Und in persönlichen Gesprächen habe ich meist nichts Gutes über kommende Projekte, Verkaufszahlen oder das Gebaren vieler Verlage gehört. Stattdessen dominiert New Adult mit mal mehr phantastischen, aber vor allem romantischen Stoffen, häufig mit viel Etikettenschwindel, aber stets aufgeladen durch TikTok und garniert mit Farbschnitten die Märkte und Umsätze. Die Zielgruppen und Umsatzfelder haben sich in den vergangenen Jahren einfach grundlegend geändert, was schade ist, aber wohl der Lauf der Dinge. Dennoch war es ein schöner Tag mit vielen interessanten Gesprächen rund um Bücher, die Verlagswelt und natürlich das Phantastikgenre.
von Henning Mützlitz 15 Okt., 2024
Am 31 Oktober erscheint nach Angaben von Ulisses Spiele der erste Band der vierbändigen Bibliographie anlässlich des 40. Geburtstags von Deutschlands bekanntestem Rollenspiel Das Schwarze Auge . Wenngleich ich an diesen Publikationen nicht direkt beteiligt bin, hat mich das Projekt in der Vergangenheit einige Jahre begleitet. Ursprünglich war zum 30. Jubiläum von DSA eine Bibliographie mit sämtlichen bis dahin erschienenen Publikationen geplant, an deren Erstellung ich in großem Umfang mitgewirkt hatte. Auf der Basis eines Konzepts der damaligen DSA -Chefredakteurin Eevie Demirtel habe ich 2014 mehr als 800 Veröffentlichungen des Schwarzen Auges katalogisiert und eine ganze Reihe Artikel zu unterschiedlichen Aspekten von DSA verfasst, wie zum Beispiel zu den Computerspielen, den Romanen und vielen anderen Medien, auf denen das Label bis dahin prangte. Es war vor allem eine Fleißarbeit, und es stellte sich heraus, dass es unglaublich viele Produkte gab, die offiziell mit dem Symbol des Schwarzen Auges erschienen waren. Schon damals war es uns kaum möglich, dies alles zu erfassen. Da es aber zunächst um ein einzelnes Buch ging, das 30 Jahre abbilden und sich auf die Kernprodukte fokussieren sollte, war dies aber auch gar nicht unser Anspruch. Nach der Abgabe der Inhalte wurde es jedoch ruhig um das Projekt, da die Entwicklung der 5. Edition des Rollenspiels sowie einige redaktionelle Umstrukturierungen meiner Kenntnis nach für den Verlag im Vordergrund standen. Ende 2018, nachdem ich jahrelang nichts mehr dazu gehört hatte, gab ich die Verantwortung für das Projekt endgültig an den Verlag ab und wusste lange Zeit nicht, ob und in welcher Form die Bibliographie je erscheinen würde. Ich erfuhr erst Anfang dieses Jahres von den Plänen für die vier Bände, an denen viele weitere Personen in den vergangenen Jahren weitergearbeitet hatten. Anstatt eines reinen Katalogs sollen sich in den Büchern mehr Anekdoten, Interviews und weitere Infos aus vier Jahrzehnten Das Schwarze Auge finden als wir es damals vorhatten. Eevie und ich hatten damals rund drei Stunden mit Werner Fuchs, einem der Urväter von Das Schwarze Auge , auf der Frankfurter Buchmesse über die Anfangszeit von DSA gesprochen und seine Anekdoten aus dem Nähkästchen sollten ursprümglich den Auftakt für die Bibliographie bilden. Leider hat es das Transkript nie zur Druckreife geschafft. Ich erinnere mich allerdings gerne an einige pikante Geschichten von Werner über die Anfangszeit und seine Mitstreiter wie Uli Kiesow, Ina Kramer und Hajo Alpers, die tatsächlich auch nicht gedruckt werden durften ... Wie gesagt bin ich in die nunmehr anstehende Fassung der Bibliographie nicht mehr involviert gewesen, aber zumindest für die ersten drei Bände könnten es meines Wissens noch einige von mir verfassten Inhalte in die Bücher geschafft haben. Ich bin gespannt darauf, was ich wiedererkenne, wenn die Bibliographie erschienen ist. Mehr über die "neue" DSA-Bibliographie erfahrt ihr im Blog von Ulisses Spiele .
von Henning Mützlitz 08 Okt., 2024
Wie in jedem Jahr ist kürzlich der Armbanduhren Katalog erschienen. Seit 2007 betreue ich gemeinsam mit Chefredakteur Peter Braun diesen umfangreichen Überblick zur den wichtigsten Neuheiten und Kollektionsmodellen von rund 100 Uhrenmarken mit vorwiegend mechanischem Portfolio. Auch dieses Jahr hat es wieder viel Spaß gemacht, die Markeneinträge zusammenzustellen und damit die Verbindung zur Branche zu halten, in der ich mich ja früher viel häufiger bewegt habe. Der Armbanduhren Katalog 2024/25 - jetzt im Zeitschriftenhandel!
von Henning Mützlitz 26 Aug., 2024
Schon eine Weile draußen ist die Geek! 74. Darum geht es unter anderem um Joker: Folie à Deux , Die Ringe der Macht und The Crow . Außerdem habe ich die Übersetzerinnen der neuen und alten Dragonlace -Romane interviewt, bei denen es endlich auch auf Deutsch weitergeht. Daneben gibt es natürlich wie immer viele weitere Artikel, Rezensionen und Interviews aus der bunten weiten Welt des Geektums! Die Geek! 74 findet ihr im gut sortierten Zeitschriftenhandel.
von Henning Mützlitz 27 Juni, 2024
Die Buchbloggerin Sarah Lutter hat mich kürzlich zu meinen unterschiedlichen Tätigkeiten interviewt. Unter anderem wollte sie wissen, wie der redaktionelle Alltag bei der Geek! aussieht und die Hefte entstehen, warum ich in unterschiedlichen Genres Bücher veröffentlich habe und wie ich auf die Ideen für Figuren und Plots komme. Dabei verrate ich auch ein wenig zu meinem neuen Roman Heroes of Alcaria - Der Stein des Hexers, der im Herbst bei der Edition Roter Drache erscheint. Das volle Interview findet ihr entweder im Weltenportal Magazin oder im Blog von Sarah Lutter .
von Henning Mützlitz 07 Juni, 2024
Im Herbst erscheint mein neuer Roman "Heroes of Alcaria - Der Stein des Hexers" im Verlag Edition Roter Drache. Es handelt sich um einen klassischen Fantasy-Roman, der auch für Jüngere geeignet ist. Hier schonmal das Logo, das auf dem Titel prangen wird - ich freue mich schon darauf, euch bald mehr dazu zu erzählen!
von Henning Mützlitz 09 Mai, 2024
Im dritten Teil der Übersicht zur Verfügbarkeit meiner Romane geht es um die Fantasy-Romane, die unabhängig von Reihen wie Das Schwarze Auge entstanden sind. Insgesamt waren das im Laufe der Jahre weniger, als ich beabsichtigt hatte. Viele Projekte haben sich leider nicht an einen Verlag verkauft und liegen unvollendet in der Schublade. Aus unterschiedlichen Gründen habe ich die Manuskripte bislang nicht beendet und auch keinen kleineren Verlagen angeboten – es kann aber gut sein, dass aus dem einen oder anderen Entwurf bzw. teilweise geschriebenen Roman künftig noch ein Buch wird.
von Henning Mützlitz 27 Apr., 2024
Alles zur neuen Staffel von Star Trek: Discovery mitsamt einem großen Rückblick auf die Serie. In diesem Zusammenhang konnte ich mit Sonequa Martin-Green über die Entwicklung ihrer Figur Michael Burnham sprechen, was sehr viel Spaß gemacht hat. Daneben haben wir u.a. Fallout -Regisseur Jonathan Nolan und Planet der Affen -Hauptdarsteller Owen Teague interviewt, wir wagen einen Ausblick auf Mad Max: Furiosa und feiern 50 Jahre Dungeons & Dragons . Außerdem haben wir natürlich wie immer jede Menge weitere Artikel, Interviews und Rezensionen zu aktuellen Filmen, Serien, Comics, Romanen, Games und Hörspielen im Heft. Viel Spaß mit der neuen Geek! #72!
von Henning Mützlitz 17 Apr., 2024
Die Stadt Lübeck führt meinen Roman Im Schatten der Hanse auf ihrer Webseite bei den empfehlenswertesten Büchern, die in der Hansestadt spielen. Gut, abgesehen davon, dass das "last ship" und nicht der "last shop" der Wallersens bedroht ist, passt das schon ... Hier der Beitrag auch auf Deutsch . Aber es wird Zeit für eine englische Version des Romans!
Show More
Share by: