Nach dem letztjährigen Ausflug in ein fremdes Genre, stellt es gewissermaßen die Rückkehr nach Hause dar: Mit Hexagon – Der Pakt der Sechs erscheint im Februar ein Roman, der zwei meiner bevorzugten schreiberischen Genres zusammenbringt: Phantastik und Historische Fiktion. Tatsächlich schien es vor dem Hintergrund meiner bisherigen belletristischen Veröffentlichungen logisch, eine Geschichte mit phantastischen Elementen auf einem historischen Schauplatz zu erzählen.
Seit dem Studium interessiere ich mich sehr für französische Geschichte und Politik, und Mantel&Degen-Abenteuer mit Fantasy zu vermischen, begeistert mich seit jeher. Auch meine beiden Romane in der Reihe zu Das Schwarze Auge spielen ja mit dem Horasreich nicht zufällig in einem fiktiven Setting, das an Italien und Frankreich im Frühbarock angelehnt ist.
Musketiere vs. Dämonen
Doch das war mir zum Zeitpunkt der ersten Idee zu Hexagon noch gar nicht klar. Tatsächlich bestand mein ursprüngliches Vorhaben darin, einen historischen Abenteuerroman im Stil der Drei Musketiere zu schreiben. In einem Buch zur Geschichte Frankreichs hatte ich von der letzten großen Adelsverschwörung gelesen, die 1642 gegen Kardinal Richelieu initiiert worden war, der so genannten „Cinq-Mars-Verschwörung.“. Dass sie scheiterte, war lediglich einigen besonderen Umständen zu verdanken, die bis heute nicht ganz geklärt sind (Details dazu würden jetzt zu sehr spoilern ...).
Hier setzte ich an: Könnte man nicht die Geschichte erzählen, wie genau es dazu kam und eine fiktive Gruppe Protagonisten im Dienste des Königs für die Vereitelung des Komplotts heranziehen? Wie es bei ersten Ideen für Romane und Geschichten so ist, entstanden sofort Bilder im Kopf, wurden Figuren geboren und ein Gefühl für das, was ich erzählen wollte, stellte sich ein. Diese Gefühl sagte mir jedoch, dass ich eigentlich keinen „profanen“ historischen Roman schreiben wollte, zumal sich Alfred de Vigny in Cinq-Mars oder Der Rebell des Königs bereits mit der genannten Verschwörung auseinandergesetzt hat (und sich dabei sehr viele Freiheiten, wenngleich nicht phantastischer Natur, nahm).
Nein, ich stellte mir die Frage: Was ist, wenn die Verschwörer wider Kardinal und König mit ganz anderen Kräften im Bunde stehen als lediglich mit korrupten Administraten oder enttäuschten Vertretern des Uradels? Mir kam dabei eine Szene aus einer deutsch-französischen TV-Koproduktion der Drei Musketiere aus dem Jahr 2005 in den Sinn: Darin schließt Milady de Winter einen Pakt mit dem Teufel, um übernatürliche Kräfte zu erlangen (klingt komisch, ich weiß, war aber so). Dies nahm ich als Ausgangspunkt meiner Überlegungen, den Gegenspielern von Krone und Kirche etwas mehr an die Hand zu geben als lediglich die Macht von Worten, Degen und Musketen. Um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, sollten sie sich Kräften bedienen können, die allem Rechtschaffenen diametral gegenüberstehen.
Sollten die Antagonisten allerdings über übernatürliche Kräfte und dunklerMächte gebieten, müsste der König natürlich über entsprechende Gegenmittel verfügen: Damit war das Escadron Noir, das „Schwarze Banner“ der Kardinalsgarde mit seinen arkanen Kämpfer*innen, geboren, und aus ihm rekrutieren sich zwei der drei Protagonist*innen von Hexagon – Der Pakt der Sechs.
Ein Weg mit Hindernissen
Der Weltentwurf nahm weiter Gestalt an und fügte sich passend mit der zuvor ersonnenen Geschichte rund um die Intrige gegen den Kardinal zusammen, so dass ich bald über ein stimmiges Gesamtbild verfügte. Danach entstanden die ersten Kapitel, doch das Romanprojekt verschwand aus verschiedenen Gründen zunächst für einige Jahre in der Schublade.
Die Geschichte ging mir allerdings nie aus dem Kopf, und im Gegensatz zu anderen Romanentwürfen oder Projektideen, die es nicht zur Veröffentlichung schaffen, hatte ich mit Hexagon noch nicht abgeschlossen. Immer wieder spukten die Geschichte oder die Figuren in meinem Kopf herum, bis ich mir das Projekt erneut vornahm, um es zu überarbeiten.
In dieser Zeit entstand die Idee, dem Roman einen weiteren Handlungsstrang zu geben, der einen Protagonisten mit berühmtem Namen zur maßgeblichen Figur machen sollte: Charles-César de Rochefort, eine Schöpfung von Alexandre Dumas, die wohl alle bestens kennen, die die Drei Musketiere gelesen oder eine Filmumsetzung davon gesehen haben (wobei sich diese Darstellungen meist stark voneinander unterscheiden). Generell gefiel mir der Gedanke, weitere Elemente von Dumas einzubringen, und so werden die Leser*innen hier und da auf alte Bekannte aus den Musketieren treffen. Gerade diese Szenen haben mir besonders großen Spaß gemacht, und ich hoffe, ich bin den Figuren gerecht geworden – ihr dürft gespannt darauf sein, wer einen Gastauftritt bekommen hat!
Ebenfalls floss in diese Überarbeitung ein, der Geschichte einen düstereren Touch zu verpassen. Es brauchte mehr Dämonen, mehr Entsetzen, mehr Verzweiflung! Daneben wollte ich Held*innen, die nicht nur mit den Entitäten der Dunklen Domänen (meiner Version der Hölle), sondern ihren eigenen Abgründen zu kämpfen haben sollten.
Nachdem der vorhandene Text nach diesen Gesichtspunkten überarbeitet worden und dementsprechend sehr viel Arbeit hineingeflossen war, entschloss ich mich, den Roman auf jeden Fall zu veröffentlichen. Mit Feder & Schwert, bei dem ich bereits eine Kurzgeschichte veröffentlicht hatte (Das Tourbillon in Eis&Dampf ), fand ich Ende 2017 einen Verlag, bei dem ich die Geschichte so umsetzen konnte, wie ich geplant hatte.
Aufgrund der gedanklichen Vorarbeit und den vielen Bildern, die ich für die meisten Szenen schon seit Jahren vor Augen hatte, gab es im Zuge der Fertigstellung des Romans nicht mehr allzu viele Klippen zu umschiffen. Tatsächlich ergeben sich im Laufe des Schreibprozesses aber immer noch Anpassungen und Details, die das bestehende Gerüst verfeinerten und ergänzten.
Im Fall von Hexagon drängte sich zudem eine Nebenfigur so sehr in den Vordergrund, dass sie letztlich zur Riege der Protagonist*innen dazustieß. Auch sie tat dem Roman sehr gut, wenngleich ihre Screentime dafür sorgte, dass es am Ende einige Seiten mehr wurden als ich ursprünglich geplant hatte.
Jetzt ist es endlich so weit, und bald erscheint Hexagon – Der Pakt der Sechs. Keiner meiner bisherigen Romane hat einen derart langen Weg von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung absolviert. Mit dem Ergebnis, das ich in rund vier Wochen in Händen halten werde, bin ich dennoch mehr als zufrieden.