Henning Mützlitz

Ein Werkstattbericht

Henning Mützlitz • 15. Januar 2019

Wie entstand "Hexagon - Der Pakt der Sechs"?

Nach dem letztjährigen Ausflug in ein fremdes Genre, stellt es gewissermaßen die Rückkehr nach Hause dar: Mit Hexagon – Der Pakt der Sechs erscheint im Februar ein Roman, der zwei meiner bevorzugten schreiberischen Genres zusammenbringt: Phantastik und Historische Fiktion. Tatsächlich schien es vor dem Hintergrund meiner bisherigen belletristischen Veröffentlichungen logisch, eine Geschichte mit phantastischen Elementen auf einem historischen Schauplatz zu erzählen.

Seit dem Studium interessiere ich mich sehr für französische Geschichte und Politik, und Mantel&Degen-Abenteuer mit Fantasy zu vermischen, begeistert mich seit jeher. Auch meine beiden Romane in der Reihe zu Das Schwarze Auge spielen ja mit dem Horasreich nicht zufällig in einem fiktiven Setting, das an Italien und Frankreich im Frühbarock angelehnt ist.


Musketiere vs. Dämonen

Doch das war mir zum Zeitpunkt der ersten Idee zu Hexagon noch gar nicht klar. Tatsächlich bestand mein ursprüngliches Vorhaben darin, einen historischen Abenteuerroman im Stil der Drei Musketiere zu schreiben. In einem Buch zur Geschichte Frankreichs hatte ich von der letzten großen Adelsverschwörung gelesen, die 1642 gegen Kardinal Richelieu initiiert worden war, der so genannten „Cinq-Mars-Verschwörung.“. Dass sie scheiterte, war lediglich einigen besonderen Umständen zu verdanken, die bis heute nicht ganz geklärt sind (Details dazu würden jetzt zu sehr spoilern ...).

Hier setzte ich an: Könnte man nicht die Geschichte erzählen, wie genau es dazu kam und eine fiktive Gruppe Protagonisten im Dienste des Königs für die Vereitelung des Komplotts heranziehen? Wie es bei ersten Ideen für Romane und Geschichten so ist, entstanden sofort Bilder im Kopf, wurden Figuren geboren und ein Gefühl für das, was ich erzählen wollte, stellte sich ein. Diese Gefühl sagte mir jedoch, dass ich eigentlich keinen „profanen“ historischen Roman schreiben wollte, zumal sich Alfred de Vigny in Cinq-Mars oder Der Rebell des Königs bereits mit der genannten Verschwörung auseinandergesetzt hat (und sich dabei sehr viele Freiheiten, wenngleich nicht phantastischer Natur, nahm).

Nein, ich stellte mir die Frage: Was ist, wenn die Verschwörer wider Kardinal und König mit ganz anderen Kräften im Bunde stehen als lediglich mit korrupten Administraten oder enttäuschten Vertretern des Uradels? Mir kam dabei eine Szene aus einer deutsch-französischen TV-Koproduktion der Drei Musketiere aus dem Jahr 2005 in den Sinn: Darin schließt Milady de Winter einen Pakt mit dem Teufel, um übernatürliche Kräfte zu erlangen (klingt komisch, ich weiß, war aber so). Dies nahm ich als Ausgangspunkt meiner Überlegungen, den Gegenspielern von Krone und Kirche etwas mehr an die Hand zu geben als lediglich die Macht von Worten, Degen und Musketen. Um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, sollten sie sich Kräften bedienen können, die allem Rechtschaffenen diametral gegenüberstehen.

Sollten die Antagonisten allerdings über übernatürliche Kräfte und dunklerMächte gebieten, müsste der König natürlich über entsprechende Gegenmittel verfügen: Damit war das Escadron Noir, das „Schwarze Banner“ der Kardinalsgarde mit seinen arkanen Kämpfer*innen, geboren, und aus ihm rekrutieren sich zwei der drei Protagonist*innen von Hexagon – Der Pakt der Sechs.


Ein Weg mit Hindernissen

Der Weltentwurf nahm weiter Gestalt an und fügte sich passend mit der zuvor ersonnenen Geschichte rund um die Intrige gegen den Kardinal zusammen, so dass ich bald über ein stimmiges Gesamtbild verfügte. Danach entstanden die ersten Kapitel, doch das Romanprojekt verschwand aus verschiedenen Gründen zunächst für einige Jahre in der Schublade.

Die Geschichte ging mir allerdings nie aus dem Kopf, und im Gegensatz zu anderen Romanentwürfen oder Projektideen, die es nicht zur Veröffentlichung schaffen, hatte ich mit Hexagon noch nicht abgeschlossen. Immer wieder spukten die Geschichte oder die Figuren in meinem Kopf herum, bis ich mir das Projekt erneut vornahm, um es zu überarbeiten.

In dieser Zeit entstand die Idee, dem Roman einen weiteren Handlungsstrang zu geben, der einen Protagonisten mit berühmtem Namen zur maßgeblichen Figur machen sollte: Charles-César de Rochefort, eine Schöpfung von Alexandre Dumas, die wohl alle bestens kennen, die die Drei Musketiere gelesen oder eine Filmumsetzung davon gesehen haben (wobei sich diese Darstellungen meist stark voneinander unterscheiden). Generell gefiel mir der Gedanke, weitere Elemente von Dumas einzubringen, und so werden die Leser*innen hier und da auf alte Bekannte aus den Musketieren treffen. Gerade diese Szenen haben mir besonders großen Spaß gemacht, und ich hoffe, ich bin den Figuren gerecht geworden – ihr dürft gespannt darauf sein, wer einen Gastauftritt bekommen hat!

Ebenfalls floss in diese Überarbeitung ein, der Geschichte einen düstereren Touch zu verpassen. Es brauchte mehr Dämonen, mehr Entsetzen, mehr Verzweiflung! Daneben wollte ich Held*innen, die nicht nur mit den Entitäten der Dunklen Domänen (meiner Version der Hölle), sondern ihren eigenen Abgründen zu kämpfen haben sollten.

Nachdem der vorhandene Text nach diesen Gesichtspunkten überarbeitet worden und dementsprechend sehr viel Arbeit hineingeflossen war, entschloss ich mich, den Roman auf jeden Fall zu veröffentlichen. Mit Feder & Schwert, bei dem ich bereits eine Kurzgeschichte veröffentlicht hatte (Das Tourbillon in Eis&Dampf ), fand ich Ende 2017 einen Verlag, bei dem ich die Geschichte so umsetzen konnte, wie ich geplant hatte.

Aufgrund der gedanklichen Vorarbeit und den vielen Bildern, die ich für die meisten Szenen schon seit Jahren vor Augen hatte, gab es im Zuge der Fertigstellung des Romans nicht mehr allzu viele Klippen zu umschiffen. Tatsächlich ergeben sich im Laufe des Schreibprozesses aber immer noch Anpassungen und Details, die das bestehende Gerüst verfeinerten und ergänzten.

Im Fall von Hexagon drängte sich zudem eine Nebenfigur so sehr in den Vordergrund, dass sie letztlich zur Riege der Protagonist*innen dazustieß. Auch sie tat dem Roman sehr gut, wenngleich ihre Screentime dafür sorgte, dass es am Ende einige Seiten mehr wurden als ich ursprünglich geplant hatte.

Jetzt ist es endlich so weit, und bald erscheint Hexagon – Der Pakt der Sechs. Keiner meiner bisherigen Romane hat einen derart langen Weg von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung absolviert. Mit dem Ergebnis, das ich in rund vier Wochen in Händen halten werde, bin ich dennoch mehr als zufrieden.

von Henning Mützlitz 22. Oktober 2024
Der von Christian Kopp und mir verfasste Roman Wächter der letzten Pforte feiert in diesen Tagen sein zehnjähriges Jubiläum. Der High-Fantasy-Roman ist in gedruckter Form nur noch antiquarisch erhältlich, die überarbeitete Fassung als Ebook gibt es aber noch überall. Zur Feier des Zehnjährigen könnt ihr die digitale Ausgabe aktuell besonders günstig bekommen - überall, wo es Ebooks gibt! Mehr zum Roman und der Hintergrundwelt erfahrt ihr hier .
von Henning Mützlitz 21. Oktober 2024
Immerhin einen Tag habe ich es auf die Buchmesse nach Frankfurt geschaft, um Pressegespräche zu führen, Menschen aus Verlagen sowie Bekannte und Freunde zu treffen. Wie immer habe ich zu wenig Bilder gemacht, vor allem nicht von den vielen Leuten, die ich getroffen habe. Neben den vielen schönen Gesprächen und Begegnungen bleibt ein etwas ernüchternder Blick auf die Erosion des klassischen Phantastikmarktes, der sich langsam aber sicher zurück in die Nische verabschiedet, aus der er mal gekrochen kam. In Publikumsverlagen lässt sich allenfalls noch mit den seit Jahrzehnten präsenten großen Namen Geld verdienen - von den vielen deutschsprachigen Autor:innen sind die meisten verschwunden, deren Namen vor fünf bis zehn Jahren regelmäßig in den Programmen präsent waren und ide als etabliert galten. Und in persönlichen Gesprächen habe ich meist nichts Gutes über kommende Projekte, Verkaufszahlen oder das Gebaren vieler Verlage gehört. Stattdessen dominiert New Adult mit mal mehr phantastischen, aber vor allem romantischen Stoffen, häufig mit viel Etikettenschwindel, aber stets aufgeladen durch TikTok und garniert mit Farbschnitten die Märkte und Umsätze. Die Zielgruppen und Umsatzfelder haben sich in den vergangenen Jahren einfach grundlegend geändert, was schade ist, aber wohl der Lauf der Dinge. Dennoch war es ein schöner Tag mit vielen interessanten Gesprächen rund um Bücher, die Verlagswelt und natürlich das Phantastikgenre.
von Henning Mützlitz 15. Oktober 2024
Am 31 Oktober erscheint nach Angaben von Ulisses Spiele der erste Band der vierbändigen Bibliographie anlässlich des 40. Geburtstags von Deutschlands bekanntestem Rollenspiel Das Schwarze Auge . Wenngleich ich an diesen Publikationen nicht direkt beteiligt bin, hat mich das Projekt in der Vergangenheit einige Jahre begleitet. Ursprünglich war zum 30. Jubiläum von DSA eine Bibliographie mit sämtlichen bis dahin erschienenen Publikationen geplant, an deren Erstellung ich in großem Umfang mitgewirkt hatte. Auf der Basis eines Konzepts der damaligen DSA -Chefredakteurin Eevie Demirtel habe ich 2014 mehr als 800 Veröffentlichungen des Schwarzen Auges katalogisiert und eine ganze Reihe Artikel zu unterschiedlichen Aspekten von DSA verfasst, wie zum Beispiel zu den Computerspielen, den Romanen und vielen anderen Medien, auf denen das Label bis dahin prangte. Es war vor allem eine Fleißarbeit, und es stellte sich heraus, dass es unglaublich viele Produkte gab, die offiziell mit dem Symbol des Schwarzen Auges erschienen waren. Schon damals war es uns kaum möglich, dies alles zu erfassen. Da es aber zunächst um ein einzelnes Buch ging, das 30 Jahre abbilden und sich auf die Kernprodukte fokussieren sollte, war dies aber auch gar nicht unser Anspruch. Nach der Abgabe der Inhalte wurde es jedoch ruhig um das Projekt, da die Entwicklung der 5. Edition des Rollenspiels sowie einige redaktionelle Umstrukturierungen meiner Kenntnis nach für den Verlag im Vordergrund standen. Ende 2018, nachdem ich jahrelang nichts mehr dazu gehört hatte, gab ich die Verantwortung für das Projekt endgültig an den Verlag ab und wusste lange Zeit nicht, ob und in welcher Form die Bibliographie je erscheinen würde. Ich erfuhr erst Anfang dieses Jahres von den Plänen für die vier Bände, an denen viele weitere Personen in den vergangenen Jahren weitergearbeitet hatten. Anstatt eines reinen Katalogs sollen sich in den Büchern mehr Anekdoten, Interviews und weitere Infos aus vier Jahrzehnten Das Schwarze Auge finden als wir es damals vorhatten. Eevie und ich hatten damals rund drei Stunden mit Werner Fuchs, einem der Urväter von Das Schwarze Auge , auf der Frankfurter Buchmesse über die Anfangszeit von DSA gesprochen und seine Anekdoten aus dem Nähkästchen sollten ursprümglich den Auftakt für die Bibliographie bilden. Leider hat es das Transkript nie zur Druckreife geschafft. Ich erinnere mich allerdings gerne an einige pikante Geschichten von Werner über die Anfangszeit und seine Mitstreiter wie Uli Kiesow, Ina Kramer und Hajo Alpers, die tatsächlich auch nicht gedruckt werden durften ... Wie gesagt bin ich in die nunmehr anstehende Fassung der Bibliographie nicht mehr involviert gewesen, aber zumindest für die ersten drei Bände könnten es meines Wissens noch einige von mir verfassten Inhalte in die Bücher geschafft haben. Ich bin gespannt darauf, was ich wiedererkenne, wenn die Bibliographie erschienen ist. Mehr über die "neue" DSA-Bibliographie erfahrt ihr im Blog von Ulisses Spiele .
von Henning Mützlitz 8. Oktober 2024
Wie in jedem Jahr ist kürzlich der Armbanduhren Katalog erschienen. Seit 2007 betreue ich gemeinsam mit Chefredakteur Peter Braun diesen umfangreichen Überblick zur den wichtigsten Neuheiten und Kollektionsmodellen von rund 100 Uhrenmarken mit vorwiegend mechanischem Portfolio. Auch dieses Jahr hat es wieder viel Spaß gemacht, die Markeneinträge zusammenzustellen und damit die Verbindung zur Branche zu halten, in der ich mich ja früher viel häufiger bewegt habe. Der Armbanduhren Katalog 2024/25 - jetzt im Zeitschriftenhandel!
von Henning Mützlitz 26. August 2024
Schon eine Weile draußen ist die Geek! 74. Darum geht es unter anderem um Joker: Folie à Deux , Die Ringe der Macht und The Crow . Außerdem habe ich die Übersetzerinnen der neuen und alten Dragonlace -Romane interviewt, bei denen es endlich auch auf Deutsch weitergeht. Daneben gibt es natürlich wie immer viele weitere Artikel, Rezensionen und Interviews aus der bunten weiten Welt des Geektums! Die Geek! 74 findet ihr im gut sortierten Zeitschriftenhandel.
von Henning Mützlitz 27. Juni 2024
Die Buchbloggerin Sarah Lutter hat mich kürzlich zu meinen unterschiedlichen Tätigkeiten interviewt. Unter anderem wollte sie wissen, wie der redaktionelle Alltag bei der Geek! aussieht und die Hefte entstehen, warum ich in unterschiedlichen Genres Bücher veröffentlich habe und wie ich auf die Ideen für Figuren und Plots komme. Dabei verrate ich auch ein wenig zu meinem neuen Roman Heroes of Alcaria - Der Stein des Hexers, der im Herbst bei der Edition Roter Drache erscheint. Das volle Interview findet ihr entweder im Weltenportal Magazin oder im Blog von Sarah Lutter .
von Henning Mützlitz 25. Juni 2024
In der neuen Ausgabe der Geek! bringen wir eine große Vorschau auf Marvels kommenden Blockbuster Deadpool & Wolverine , sprechen mit den Schauspieler:innen von Star Wars: The Acolyte , der Regisseurin Ishana Night Shyamalan über ihren Debütfilm They See You , werfen einen Blick auf Alien: Romulus , die neue Staffel von House of the Dragon und stellen euch die interessante Doku Eternal You vor. Daneben haben wir natürlich jede Menge weitere interessante Themen zu Filmen, Serien, Comics, Büchern, Computerspielen, Pen&Paper-Rollenspielen, Miniaturen- und Brettspielen im Heft. Viel Spaß damit!
von Henning Mützlitz 7. Juni 2024
Im Herbst erscheint mein neuer Roman "Heroes of Alcaria - Der Stein des Hexers" im Verlag Edition Roter Drache. Es handelt sich um einen klassischen Fantasy-Roman, der auch für Jüngere geeignet ist. Hier schonmal das Logo, das auf dem Titel prangen wird - ich freue mich schon darauf, euch bald mehr dazu zu erzählen!
von Henning Mützlitz 9. Mai 2024
Im dritten Teil der Übersicht zur Verfügbarkeit meiner Romane geht es um die Fantasy-Romane, die unabhängig von Reihen wie Das Schwarze Auge entstanden sind. Insgesamt waren das im Laufe der Jahre weniger, als ich beabsichtigt hatte. Viele Projekte haben sich leider nicht an einen Verlag verkauft und liegen unvollendet in der Schublade. Aus unterschiedlichen Gründen habe ich die Manuskripte bislang nicht beendet und auch keinen kleineren Verlagen angeboten – es kann aber gut sein, dass aus dem einen oder anderen Entwurf bzw. teilweise geschriebenen Roman künftig noch ein Buch wird.
von Henning Mützlitz 27. April 2024
Alles zur neuen Staffel von Star Trek: Discovery mitsamt einem großen Rückblick auf die Serie. In diesem Zusammenhang konnte ich mit Sonequa Martin-Green über die Entwicklung ihrer Figur Michael Burnham sprechen, was sehr viel Spaß gemacht hat. Daneben haben wir u.a. Fallout -Regisseur Jonathan Nolan und Planet der Affen -Hauptdarsteller Owen Teague interviewt, wir wagen einen Ausblick auf Mad Max: Furiosa und feiern 50 Jahre Dungeons & Dragons . Außerdem haben wir natürlich wie immer jede Menge weitere Artikel, Interviews und Rezensionen zu aktuellen Filmen, Serien, Comics, Romanen, Games und Hörspielen im Heft. Viel Spaß mit der neuen Geek! #72!
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