Ziemlich genau vor zehn Jahren erschien mit Das Zepter des Horas mein erster Roman (bzw. handelte es sich dabei um eine Gemeinschaftsarbeit mit Christian Kopp, der später auch mein Mitautor bei Wächter der letzten Pforte war). Zum Jubiläum ist es ist an der Zeit, einen Blick zurück zu werfen – seitdem ist viel passiert, was ohne das gute alte Zepter niemals möglich gewesen wäre.
Im Sommer 2006 entdeckte ich auf der Webseite von Fantasy Productions, dem Verlag, in dem damals sowohl das Pen&Paper-Rollenspiel als auch die Romane von Das Schwarze Auge erschienen, dass man Exposés für Romane einreichen könne. Ich schrieb in dieser Zeit gerade meine Diplomarbeit und bastelte zum Ausgleich etwas an einer Geschichte um unseren späteren Protagonisten, den Adlerritter Darian, um daraus ein ca. 80-seitiges Heftchen für unsere Spielrunde zu erstellen.
Warum nicht mal einen Roman veröffentlichen?
Warum nicht die Geschichte aufpimpen und einen Roman veröffentlichen? War das möglich? Trauten wir uns das zu? Das Vorhaben schien utopisch zu sein. Wir sollten in einer Reihe mit den Namen stehen, die uns seit 1995 in Aventurien begleitet hatten? Angefangen mit Der Scharlatan von DSA-Gründer Ulrich Kiesow über die Werke von Hadmar von Wieser und später Tom Finn hatte ich die Romanreihe verfolgt und viele davon auch gelesen. Dort sollte sich künftig auch unser Werk einreihen? War die Vorstellung nicht vermessen? Wir hatten ja schließlich noch nie einen Roman geschrieben. Andererseits: Was sollte der Verlag schon anderes sagen als „Nein, wir wollen euren Scheiß nicht!“?
Zunächst musste ich lernen, ein Exposé zu verfassen, zum Glück gab es recht genaue Vorgaben seitens Fanpro. Bis heute ist die Verkürzung einer Romanhandlung auf wenige Seiten zum Zweck des Anpreisens und Verkaufens an einen Verlag eine der schwierigsten und ungeliebtesten Übungen für mich. Ich leide jedes Mal aufs Neue darunter, mitunter komplexe Settings und Handlungsverläufe sinngemäß zu komprimieren. Ich schätze mich durchaus glücklich, dass ich trotz aller Leiden bei der Exposéerstellung in den vergangenen Jahren einige Verlage von meinen Geschichten überzeugen konnte, aber auf jeden veröffentlichten Roman kommen zwei bis drei abgelehnte Projekte, die in den Schubladen schlummern und vielleicht irgendwann (oder nie) das Licht der Welt erblicken.
Geduld zahlt sich aus!
Doch zurück zum Zepter : Nach der Einsendung des Exposés im Januar 2007 warteten und warteten und warteten wir auf eine Reaktion von Fanpro, und diese kam im Frühsommer: Man wolle den Roman gerne umsetzen. Der Freudenschrei hallt glaube ich heute noch durch Heidelberg nach, also nicht wundern, wenn ihr am Schloss oder der Alten Brücke was hört ...
Wir waren nicht vermessen, was die Beeutung einer Veröffentlichung dort anging, denn die DSA-Romane erschienen auch 2006 schon nicht mehr bei Heyne, und die Aufmerksamkeit in der Phantastikszene dafür war gesunken. Längst beherrschten vor allem die Völker-Fantasy-Romane die Verkaufscharts, teilweise verfasst von DSA-Altvorderen wie Bernhard Hennen und Karl-Heinz Witzko.
Es dauerte zwar noch etwas über ein Jahr, bis das Buch endlich erschien, und wir ließen uns auch von vielen Verzögerungen und Ungewissheiten während des Veröffentlichungsprozesses nicht einschüchtern – eine gute (oder schlechte) Schule, durch die wir damit gingen, denn leider sind derlei Unwägbarkeiten im Verlagsgeschäft üblich, ganz egal, ob bei Klein- oder großen Publikumsverlagen.
Ende Oktober 2008 erschien Das Zepter des Horas dann endlich als Band 103 in der Romanreihe zu Deutschlands größtem Rollenspiel. In Zeiten, als Self-Publishing noch nicht sonderlich verbreitet war, stellte ein eigenes Buch erst recht etwas Besonderes dar, und wenngleich ich mich bei jedem neuen Buch, das aus der Druckerei kommt, freue wie ein kleines Kind, besitzt das Zepter als Erstlingswerk einen ganz besonderen Stellenwert für mich. Unzählige Male nahm ich den den Roman in den Monaten nach dem Erscheinen aus dem Regal, freute mich über die Tatsache, dass dort mein Name drauf stand, las Szenen, die ich längst auswendig aufsagen konnte, ärgerte mich über den Tippfehler auf Seite 307, betrachtete den Umschlag, genoss die Haptik und entlockte meiner Frau immer wieder ein Schmunzeln, wenn sie mich mit dem Buch "erwischte" ...
Heute hat sich mein Blick auf das Erstlingswerk natürlich etwas verschoben. In den vergangenen zehn Jahren habe ich ein halbes Dutzend weiterer Romane veröffentlicht, daneben einige Novellen und Kurzgeschichten. Ich habe sehr viel über das Handwerk des Schreibens und des Veröffentlichens sowie das Verlagswesen gelernt und weiß auch, was wir im Zepter alles falsch gemacht haben (ziemlich viel *hust*). Dennoch: Die Zusage und Veröffentlichung von Das Zepter des Horas stellte den Startschuss für meine Autorentätigkeit und viele andere Dinge dar, die ich mir damals nicht einmal im entferntesten hätte vorstellen können.
Die Entscheidung, einfach mal ein Exposé an Fanpro zu schicken, hat so viel verändert und in Gang gebracht, dass ich heute etwas ungläubig zurückschaue und den Kopf schüttle, wenn ich mir vergegenwärtige, was alles seitdem passiert ist.
Ich freue mich schon darauf, was die nächsten zehn Jahre bringen!