Henning Mützlitz

10 Jahre "Das Zepter des Horas"

Henning Mützlitz • 26. Oktober 2018

Ein Blick zurück auf mein Romandebüt

Das Zepter des Horas

Ziemlich genau vor zehn Jahren erschien mit Das Zepter des Horas mein erster Roman (bzw. handelte es sich dabei um eine Gemeinschaftsarbeit mit Christian Kopp, der später auch mein Mitautor bei Wächter der letzten Pforte war). Zum Jubiläum ist es ist an der Zeit, einen Blick zurück zu werfen – seitdem ist viel passiert, was ohne das gute alte Zepter niemals möglich gewesen wäre.

Im Sommer 2006 entdeckte ich auf der Webseite von Fantasy Productions, dem Verlag, in dem damals sowohl das Pen&Paper-Rollenspiel als auch die Romane von Das Schwarze Auge erschienen, dass man Exposés für Romane einreichen könne. Ich schrieb in dieser Zeit gerade meine Diplomarbeit und bastelte zum Ausgleich etwas an einer Geschichte um unseren späteren Protagonisten, den Adlerritter Darian, um daraus ein ca. 80-seitiges Heftchen für unsere Spielrunde zu erstellen.


Warum nicht mal einen Roman veröffentlichen?

Warum nicht die Geschichte aufpimpen und einen Roman veröffentlichen? War das möglich? Trauten wir uns das zu? Das Vorhaben schien utopisch zu sein. Wir sollten in einer Reihe mit den Namen stehen, die uns seit 1995 in Aventurien begleitet hatten? Angefangen mit Der Scharlatan von DSA-Gründer Ulrich Kiesow über die Werke von Hadmar von Wieser und später Tom Finn hatte ich die Romanreihe verfolgt und viele davon auch gelesen. Dort sollte sich künftig auch unser Werk einreihen? War die Vorstellung nicht vermessen? Wir hatten ja schließlich noch nie einen Roman geschrieben. Andererseits: Was sollte der Verlag schon anderes sagen als „Nein, wir wollen euren Scheiß nicht!“?

Zunächst musste ich lernen, ein Exposé zu verfassen, zum Glück gab es recht genaue Vorgaben seitens Fanpro. Bis heute ist die Verkürzung einer Romanhandlung auf wenige Seiten zum Zweck des Anpreisens und Verkaufens an einen Verlag eine der schwierigsten und ungeliebtesten Übungen für mich. Ich leide jedes Mal aufs Neue darunter, mitunter komplexe Settings und Handlungsverläufe sinngemäß zu komprimieren. Ich schätze mich durchaus glücklich, dass ich trotz aller Leiden bei der Exposéerstellung in den vergangenen Jahren einige Verlage von meinen Geschichten überzeugen konnte, aber auf jeden veröffentlichten Roman kommen zwei bis drei abgelehnte Projekte, die in den Schubladen schlummern und vielleicht irgendwann (oder nie) das Licht der Welt erblicken.


Geduld zahlt sich aus!

Doch zurück zum Zepter : Nach der Einsendung des Exposés im Januar 2007 warteten und warteten und warteten wir auf eine Reaktion von Fanpro, und diese kam im Frühsommer: Man wolle den Roman gerne umsetzen. Der Freudenschrei hallt glaube ich heute noch durch Heidelberg nach, also nicht wundern, wenn ihr am Schloss oder der Alten Brücke was hört ...

Wir waren nicht vermessen, was die Beeutung einer Veröffentlichung dort anging, denn die DSA-Romane erschienen auch 2006 schon nicht mehr bei Heyne, und die Aufmerksamkeit in der Phantastikszene dafür war gesunken. Längst beherrschten vor allem die Völker-Fantasy-Romane die Verkaufscharts, teilweise verfasst von DSA-Altvorderen wie Bernhard Hennen und Karl-Heinz Witzko.

Es dauerte zwar noch etwas über ein Jahr, bis das Buch endlich erschien, und wir ließen uns auch von vielen Verzögerungen und Ungewissheiten während des Veröffentlichungsprozesses nicht einschüchtern – eine gute (oder schlechte) Schule, durch die wir damit gingen, denn leider sind derlei Unwägbarkeiten im Verlagsgeschäft üblich, ganz egal, ob bei Klein- oder großen Publikumsverlagen.

Ende Oktober 2008 erschien Das Zepter des Horas dann endlich als Band 103 in der Romanreihe zu Deutschlands größtem Rollenspiel. In Zeiten, als Self-Publishing noch nicht sonderlich verbreitet war, stellte ein eigenes Buch erst recht etwas Besonderes dar, und wenngleich ich mich bei jedem neuen Buch, das aus der Druckerei kommt, freue wie ein kleines Kind, besitzt das Zepter als Erstlingswerk einen ganz besonderen Stellenwert für mich. Unzählige Male nahm ich den den Roman in den Monaten nach dem Erscheinen aus dem Regal, freute mich über die Tatsache, dass dort mein Name drauf stand, las Szenen, die ich längst auswendig aufsagen konnte, ärgerte mich über den Tippfehler auf Seite 307, betrachtete den Umschlag, genoss die Haptik und entlockte meiner Frau immer wieder ein Schmunzeln, wenn sie mich mit dem Buch "erwischte" ...

Heute hat sich mein Blick auf das Erstlingswerk natürlich etwas verschoben. In den vergangenen zehn Jahren habe ich ein halbes Dutzend weiterer Romane veröffentlicht, daneben einige Novellen und Kurzgeschichten. Ich habe sehr viel über das Handwerk des Schreibens und des Veröffentlichens sowie das Verlagswesen gelernt und weiß auch, was wir im Zepter alles falsch gemacht haben (ziemlich viel *hust*). Dennoch: Die Zusage und Veröffentlichung von Das Zepter des Horas stellte den Startschuss für meine Autorentätigkeit und viele andere Dinge dar, die ich mir damals nicht einmal im entferntesten hätte vorstellen können.

Die Entscheidung, einfach mal ein Exposé an Fanpro zu schicken, hat so viel verändert und in Gang gebracht, dass ich heute etwas ungläubig zurückschaue und den Kopf schüttle, wenn ich mir vergegenwärtige, was alles seitdem passiert ist.

Ich freue mich schon darauf, was die nächsten zehn Jahre bringen!

von Henning Mützlitz 22 Okt., 2024
Der von Christian Kopp und mir verfasste Roman Wächter der letzten Pforte feiert in diesen Tagen sein zehnjähriges Jubiläum. Der High-Fantasy-Roman ist in gedruckter Form nur noch antiquarisch erhältlich, die überarbeitete Fassung als Ebook gibt es aber noch überall. Zur Feier des Zehnjährigen könnt ihr die digitale Ausgabe aktuell besonders günstig bekommen - überall, wo es Ebooks gibt! Mehr zum Roman und der Hintergrundwelt erfahrt ihr hier .
von Henning Mützlitz 21 Okt., 2024
Immerhin einen Tag habe ich es auf die Buchmesse nach Frankfurt geschaft, um Pressegespräche zu führen, Menschen aus Verlagen sowie Bekannte und Freunde zu treffen. Wie immer habe ich zu wenig Bilder gemacht, vor allem nicht von den vielen Leuten, die ich getroffen habe. Neben den vielen schönen Gesprächen und Begegnungen bleibt ein etwas ernüchternder Blick auf die Erosion des klassischen Phantastikmarktes, der sich langsam aber sicher zurück in die Nische verabschiedet, aus der er mal gekrochen kam. In Publikumsverlagen lässt sich allenfalls noch mit den seit Jahrzehnten präsenten großen Namen Geld verdienen - von den vielen deutschsprachigen Autor:innen sind die meisten verschwunden, deren Namen vor fünf bis zehn Jahren regelmäßig in den Programmen präsent waren und ide als etabliert galten. Und in persönlichen Gesprächen habe ich meist nichts Gutes über kommende Projekte, Verkaufszahlen oder das Gebaren vieler Verlage gehört. Stattdessen dominiert New Adult mit mal mehr phantastischen, aber vor allem romantischen Stoffen, häufig mit viel Etikettenschwindel, aber stets aufgeladen durch TikTok und garniert mit Farbschnitten die Märkte und Umsätze. Die Zielgruppen und Umsatzfelder haben sich in den vergangenen Jahren einfach grundlegend geändert, was schade ist, aber wohl der Lauf der Dinge. Dennoch war es ein schöner Tag mit vielen interessanten Gesprächen rund um Bücher, die Verlagswelt und natürlich das Phantastikgenre.
von Henning Mützlitz 15 Okt., 2024
Am 31 Oktober erscheint nach Angaben von Ulisses Spiele der erste Band der vierbändigen Bibliographie anlässlich des 40. Geburtstags von Deutschlands bekanntestem Rollenspiel Das Schwarze Auge . Wenngleich ich an diesen Publikationen nicht direkt beteiligt bin, hat mich das Projekt in der Vergangenheit einige Jahre begleitet. Ursprünglich war zum 30. Jubiläum von DSA eine Bibliographie mit sämtlichen bis dahin erschienenen Publikationen geplant, an deren Erstellung ich in großem Umfang mitgewirkt hatte. Auf der Basis eines Konzepts der damaligen DSA -Chefredakteurin Eevie Demirtel habe ich 2014 mehr als 800 Veröffentlichungen des Schwarzen Auges katalogisiert und eine ganze Reihe Artikel zu unterschiedlichen Aspekten von DSA verfasst, wie zum Beispiel zu den Computerspielen, den Romanen und vielen anderen Medien, auf denen das Label bis dahin prangte. Es war vor allem eine Fleißarbeit, und es stellte sich heraus, dass es unglaublich viele Produkte gab, die offiziell mit dem Symbol des Schwarzen Auges erschienen waren. Schon damals war es uns kaum möglich, dies alles zu erfassen. Da es aber zunächst um ein einzelnes Buch ging, das 30 Jahre abbilden und sich auf die Kernprodukte fokussieren sollte, war dies aber auch gar nicht unser Anspruch. Nach der Abgabe der Inhalte wurde es jedoch ruhig um das Projekt, da die Entwicklung der 5. Edition des Rollenspiels sowie einige redaktionelle Umstrukturierungen meiner Kenntnis nach für den Verlag im Vordergrund standen. Ende 2018, nachdem ich jahrelang nichts mehr dazu gehört hatte, gab ich die Verantwortung für das Projekt endgültig an den Verlag ab und wusste lange Zeit nicht, ob und in welcher Form die Bibliographie je erscheinen würde. Ich erfuhr erst Anfang dieses Jahres von den Plänen für die vier Bände, an denen viele weitere Personen in den vergangenen Jahren weitergearbeitet hatten. Anstatt eines reinen Katalogs sollen sich in den Büchern mehr Anekdoten, Interviews und weitere Infos aus vier Jahrzehnten Das Schwarze Auge finden als wir es damals vorhatten. Eevie und ich hatten damals rund drei Stunden mit Werner Fuchs, einem der Urväter von Das Schwarze Auge , auf der Frankfurter Buchmesse über die Anfangszeit von DSA gesprochen und seine Anekdoten aus dem Nähkästchen sollten ursprümglich den Auftakt für die Bibliographie bilden. Leider hat es das Transkript nie zur Druckreife geschafft. Ich erinnere mich allerdings gerne an einige pikante Geschichten von Werner über die Anfangszeit und seine Mitstreiter wie Uli Kiesow, Ina Kramer und Hajo Alpers, die tatsächlich auch nicht gedruckt werden durften ... Wie gesagt bin ich in die nunmehr anstehende Fassung der Bibliographie nicht mehr involviert gewesen, aber zumindest für die ersten drei Bände könnten es meines Wissens noch einige von mir verfassten Inhalte in die Bücher geschafft haben. Ich bin gespannt darauf, was ich wiedererkenne, wenn die Bibliographie erschienen ist. Mehr über die "neue" DSA-Bibliographie erfahrt ihr im Blog von Ulisses Spiele .
von Henning Mützlitz 08 Okt., 2024
Wie in jedem Jahr ist kürzlich der Armbanduhren Katalog erschienen. Seit 2007 betreue ich gemeinsam mit Chefredakteur Peter Braun diesen umfangreichen Überblick zur den wichtigsten Neuheiten und Kollektionsmodellen von rund 100 Uhrenmarken mit vorwiegend mechanischem Portfolio. Auch dieses Jahr hat es wieder viel Spaß gemacht, die Markeneinträge zusammenzustellen und damit die Verbindung zur Branche zu halten, in der ich mich ja früher viel häufiger bewegt habe. Der Armbanduhren Katalog 2024/25 - jetzt im Zeitschriftenhandel!
von Henning Mützlitz 26 Aug., 2024
Schon eine Weile draußen ist die Geek! 74. Darum geht es unter anderem um Joker: Folie à Deux , Die Ringe der Macht und The Crow . Außerdem habe ich die Übersetzerinnen der neuen und alten Dragonlace -Romane interviewt, bei denen es endlich auch auf Deutsch weitergeht. Daneben gibt es natürlich wie immer viele weitere Artikel, Rezensionen und Interviews aus der bunten weiten Welt des Geektums! Die Geek! 74 findet ihr im gut sortierten Zeitschriftenhandel.
von Henning Mützlitz 27 Juni, 2024
Die Buchbloggerin Sarah Lutter hat mich kürzlich zu meinen unterschiedlichen Tätigkeiten interviewt. Unter anderem wollte sie wissen, wie der redaktionelle Alltag bei der Geek! aussieht und die Hefte entstehen, warum ich in unterschiedlichen Genres Bücher veröffentlich habe und wie ich auf die Ideen für Figuren und Plots komme. Dabei verrate ich auch ein wenig zu meinem neuen Roman Heroes of Alcaria - Der Stein des Hexers, der im Herbst bei der Edition Roter Drache erscheint. Das volle Interview findet ihr entweder im Weltenportal Magazin oder im Blog von Sarah Lutter .
von Henning Mützlitz 07 Juni, 2024
Im Herbst erscheint mein neuer Roman "Heroes of Alcaria - Der Stein des Hexers" im Verlag Edition Roter Drache. Es handelt sich um einen klassischen Fantasy-Roman, der auch für Jüngere geeignet ist. Hier schonmal das Logo, das auf dem Titel prangen wird - ich freue mich schon darauf, euch bald mehr dazu zu erzählen!
von Henning Mützlitz 09 Mai, 2024
Im dritten Teil der Übersicht zur Verfügbarkeit meiner Romane geht es um die Fantasy-Romane, die unabhängig von Reihen wie Das Schwarze Auge entstanden sind. Insgesamt waren das im Laufe der Jahre weniger, als ich beabsichtigt hatte. Viele Projekte haben sich leider nicht an einen Verlag verkauft und liegen unvollendet in der Schublade. Aus unterschiedlichen Gründen habe ich die Manuskripte bislang nicht beendet und auch keinen kleineren Verlagen angeboten – es kann aber gut sein, dass aus dem einen oder anderen Entwurf bzw. teilweise geschriebenen Roman künftig noch ein Buch wird.
von Henning Mützlitz 27 Apr., 2024
Alles zur neuen Staffel von Star Trek: Discovery mitsamt einem großen Rückblick auf die Serie. In diesem Zusammenhang konnte ich mit Sonequa Martin-Green über die Entwicklung ihrer Figur Michael Burnham sprechen, was sehr viel Spaß gemacht hat. Daneben haben wir u.a. Fallout -Regisseur Jonathan Nolan und Planet der Affen -Hauptdarsteller Owen Teague interviewt, wir wagen einen Ausblick auf Mad Max: Furiosa und feiern 50 Jahre Dungeons & Dragons . Außerdem haben wir natürlich wie immer jede Menge weitere Artikel, Interviews und Rezensionen zu aktuellen Filmen, Serien, Comics, Romanen, Games und Hörspielen im Heft. Viel Spaß mit der neuen Geek! #72!
von Henning Mützlitz 17 Apr., 2024
Die Stadt Lübeck führt meinen Roman Im Schatten der Hanse auf ihrer Webseite bei den empfehlenswertesten Büchern, die in der Hansestadt spielen. Gut, abgesehen davon, dass das "last ship" und nicht der "last shop" der Wallersens bedroht ist, passt das schon ... Hier der Beitrag auch auf Deutsch . Aber es wird Zeit für eine englische Version des Romans!
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